Über mich

Ihr könnt meine Story hier lesen oder ganz einfach auf Vitae den tabellarischen Lebensverlauf überfliegen.

Als zweiter Sohn eines Bäckermeisters und Gastwirts und einer Bäckerin und Gastwirtin wurde ich 1957 im Zeichen der Fische geboren und wuchs quasi hinter der Theke auf.

Meine Heimat war ein Dorf nahe der Zigarrenstadt Bünde in Ostwestfalen. Ich hatte das große Glück in einem Mehrgenerationenhaus aufzuwachsen. Meine Oma und meine Großtanten wohnten im selben Geschäftshaus und so war ich stets behütet von der älteren Generation, die bereits zwei Weltkriege überstanden hatten.

Ein großes Grundstück, die unmittelbare Nähe zum Fluss Else und die Felder und Wiesen, die sich hinter unserem Haus anschlossen, gaben mir schon früh den Raum um mich draußen frei entwickeln zu können. Buden bauen, Lagerfeuer machen, Gemüse aus dem eigenen Garten ernten, reiten auf dem Island-Pony und mit unseren Hunden toben. Mit Freunden heimlich die ersten Zigaretten rauchen. Eine herrliche, unbeschwerte Kindheit nahm ein jähes Ende mit dem Eintritt in ein Internat.

Meine Eltern wollten nur das Beste für meinen älteren Bruder und mich. Zeit hatten sie auf Grund ihres großen Gastronomiebetriebes und der Bäckerei nicht. So blieb die Hoffnung, in einem Internet lernt der Junge und macht einen ordentlichen Schulabschluss. Für mich als damals knapp 10-Jähriger war es hingegen die Hölle.

Die alten Freunde – weg. Kein eigenes Zimmer mehr, sondern Gemeinschaftsunterkünfte mit fünf anderen Jungs aus allen Teilen der damaligen BRD. Alles war getaktet. Wenn das Essen mal nicht schmeckte, dann kochte Oma keine Extrawurst… Nur jedes 3. Wochenende ging es nach Hause. Rund 50 Kilometer entfernt in dem Auto eines Mitschülers, dessen Vater während der Fahrt qualmte.

Als Kind wollte ich immer Architekt werden, Häuser bauen. Die Internatszeit und die damit verbundenen schulischen Ansprüche verhinderten den Traum. Geometrie war für mich ein Graus. So entschied ich mich nach 8 ½ Jahren Internatszeit in drei verschiedenen dieser Institutionen zur kaufmännischen, schulischen Laufbahn und schloss nach der 2-jährigen Höheren Handelsschule mit der Fachhochschulreife Wirtschaft ab.

Und jetzt? Was lag nahe? Richtig! Die Hotellerie. Internate haben nicht nur Vorteile… Der Umgang mit Klassenkameraden aus wohlhabenderen Elternhäusern kann prägen. Im letzten Internat gab es einmal die Woche Stadtausgang, damals nach Osnabrück. Dort eiferte ich, inzwischen dick in der Pubertät, manchen Klassenkameraden nach, shoppte Klamotten was das Taschengeld hergab. Schließlich wollte ich den Mädchen der Unterstufen imponieren.

Es war für mich klar, eine Ausbildung muss in einem 5-Sterne-Hotel stattfinden. Luxus sollte mich umgeben. Das wurde es dann auch: das damalige Inter*Continental Hotel Düsseldorf am Karl-Arnold-Platz.

Erarbeitetes Geld wurde natürlich gleich wieder in Klamotten und andere schöne Dinge ausgegeben. Parfums. Düsseldorf als Stadt der Mode war geradezu prädestiniert. Mein damaliger Chef-Portier, Herr Wehlmann, sagte mal zu mir: „Dieckmann, in unserer Branche geht man immer mit einem Bein an der Hochstapelei vorbei…“ Herr Wehlmann trug damals im Dienst stets einen 3-teiligen Anzug, dessen Jacke ein echter Frack (Schwalbenschwanz) war, besetzt mit den Goldenen Schlüsseln, das Zeichen der Portiers. Der Frack war raffiniert genäht, hatte große Innentaschen, in die auch schon mal eine Flasche Dimple verschwand, die er als Tipp von einem Hotelgast bekam.

Danach startete ich meine berufliche Karriere im bis heute einzigen japanischen Hotel in Deutschland, im Nikko Hotel Düsseldorf. Ich gehörte zur Pre-Opening-Mannschaft. Pre-Opening – das bedeutet, man startet bereits in der Baustelle. Du riechst den Beton… das Neue. Und da war es dann, der Brückenschlag zum Bauen, zur Architektur – in der Hotellerie. Das sollte mich während meiner Hotellaufbahn als dicker, fetter, roter Faden begleiten. Pre-Openings.

1980 ging ich nochmal zurück nach Ahle, in das Dorf, in dem ich die ersten neun Lebensjahre verbrachte. Gemeinsam mit meinem Bruder, er war Koch aus Leidenschaft, übernahmen wir den elterlichen Betrieb.
Ende 1983 entschloss ich mich zur Rückkehr ins Rheinland und durfte als Oberkellner auf Schloss Auel bei Lohmar einsteigen. Wahlscheid, wieder ein Dorf mit viel Natur herum. Hier festigte ich mein inzwischen erwachtes Interesse an Wein. Ich besuchte Wein- und Sensorikseminare, absolvierte in den 80er Jahren 17 nationale und internationale Weinkellner- und Sommelier Wettbewerbe und gehörte zu den ersten deutschen Sommeliers. 1988 beendete ich die Wettbewerbsteilnahmen, nach dem ich den 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften erzielen konnte.

Inzwischen Restaurantleiter auf Schloss Auel, bestand ich die Restaurantmeister-Prüfung vor der IHK Lindau/Bodensee (1987) und die Hotelmeister-Prüfung vor der IHK Koblenz (1988) und bewarb mich nun wieder in der Konzernhotellerie.

Ich hatte riesiges Glück. Die in Deutschland aufstrebenden schwedischen Scandic Hotels bauten in Bonn neu. Wow! Pre-Opening. Dieses Mal als F&B-Manager verantwortlich für die gesamte Gastronomie und den Tagungs- und Veranstaltungsbereich. Mitgestalten dürfen – das hatte wieder etwas mit Architektur zu tun. Gleichzeitig übertrug mir die deutsche Geschäftsleitung die Auswahl und den Einkauf des ‚Wein des Monats‘ für alle Häuser in Deutschland und Österreich.

1991 war es dann endlich so weit. Nach einem halben Jahr in der Zentrale der Gruppe in Koblenz, verantwortlich für das Marketing, bekam ich mein erstes Hotel als Hoteldirektor. Und zwar in Frankfurt am Main. Welch ein riesiger Stepp?! Vom beschaulichen Bonn, über das Politiker damals sagten Bonn sei größer als der Friedhof von Chicago jedoch doppelt so tot, nun ins pulsierende Frankfurt, der Stadt mit der höchsten Verbrechensrate. Mein Hotel lag genau am Hauptbahnhof, Ecke Kaiserstraße. Die Zeit dort war eine echt harte Schule.

Es folgten nun insgesamt 15 Jahre als Hoteldirektor in unterschiedlichen Häusern. Meine Meisterleistung war die Errichtung des damaligen Best Western Wings Hotel in Raunheim mit der Airport Residence Rhein-Main. 163 Hotelzimmer und 250 Boardinghouse-Appartements. Die gesamte Planung, von der Aufteilung, dem Interieur bis zur Teamfindung unterlag mir. Natürlich musste ich Geplantes mit dem Bauherrn, den Belegungspartner (hier: Lufthansa) und den Investoren abstimmen. Zwei Jahre nach der Eröffnung wechselte ich zurück nach Frankfurt. Ein weiteres Pre-Opening stand an. Das relexa hotel Frankfurt/Main im neuen Stadtteil Mertonviertel. Zum Richtfest begann ich dort und verließ das Haus 2004 nach über acht Jahren. In dieser Zeit vernetzte ich mich mit den wichtigsten Vereinen und Clubs, integrierte mich endlich in der faszinierenden Bankenstadt Frankfurt, der kleinsten Metropole mit Herz.

Abends und an den Wochenenden freute ich mich auf die Heimfahrt in den Rhein-Lahn-Kreis, nahe Nastätten. Dort hatten wir uns privat niedergelassen, um unseren jüngsten Sohn die Chance zu geben, ländlich aufwachsen zu können. Ich hatte nun einen eigenen Garten und ganz viel Natur zum Wandern und Radfahren. Freiheit.

Als ein Zwischenstopp in meiner Hotelkarriere folgte auf das relexa hotel nun der Wechsel zu einer Unternehmensberatung für die Hotellerie. Vier Hotels betreute ich fortan, war Ansprechpartner für die dortigen Direktoren und arbeitete vom Büro oder aus dem Zug heraus. Das war nicht meine Welt. Nein, nur Schreibtisch, nur Laptop, nein – ich wollte wieder Hotel und vielleicht wieder Bauen…

Als Familie machten wir uns selbständig, kauften ein Hotel, mitten im Herzen von Bad Neuenahr. Zur falschen Zeit mit der falschen Bank. Gerade im ersten vollen Geschäftsjahr nach der Übernahme und Renovierung kam die Weltwirtschaftskrise 2008. Wir kämpften um den Erhalt, nachdem viele Gäste ausblieben. Die Bank gab uns keinen Regenschirm, sondern ließ uns in der Existenzgründungsphase allein. Viel mehr agierte sie gegen uns. Massiv. Wir meldeten Insolvenz an und verloren ein Jahr später alles.

Glück im Unglück? Menschlichkeit zählt mehr als Geld. Unser Insolvenzverwalter ist ein Mensch, eine rheinische Frohnatur, der mit Fairness den Insolvenzprozess sieben Jahre begleitete. Das war unser großes Glück.

Für mich folgten neue Direktorenjobs, Pre-Openings in Koblenz und Frankfurt/Main und ein Re-Branding an der Hessischen Bergstraße. Dort verlor ich meinen Job, weil der Eigentümer des Hotels den Betrieb an eine kleine deutsche Hotelgruppe verpachtete; der Pächter die Leitung selbst übernahm. Wie sich bald herausstellte, wurde genau dieser Inhaber international gesucht, sein Geschäftsführer verklagt. Die Gruppe hat einen enormen wirtschaftlichen Schaden in den zehn Betrieben hinterlassen, auch das Hotel an der Bergstraße stand nun vor dem Aus. Allein, ich stand vor der Frage nach der Zukunft.

Wieder raffte ich mich auf, startete in Bonn mit dem Bristol Hotel ein letztes Mal meine Hoteldirektoren-Karriere. Der Job endete 2013. Die Gesellschaft clusterte beide Bonner Hotels und stellte sie unter eine Leitung.

Was nun? Ruhe reinbringen. Es folgte der Jakobsweg, allein, über viele Herbstwochen und rund 980 Kilometer von Irún an der Atlantikküste Spaniens über Ribadeo nach Santiago de Compostela und bis zum Ende der Welt, nach Finesterre. Dann ein Sabbatjahr. Was nun?

2015 fiel die Entscheidung. Ich mache mich selbständig, gründe VinoPlan und besinne mich wieder auf den Wein. Zurück zum Wein. Neben Weiterbildungen zum Businesscoach, Moderator und Prozessbegleiter (Hamburg), zum Eventmanager (IHK Nordschwarzwald), besuchte ich viele Sensorik- und Weinseminare, sowie Aus- und Weiterbildungen zu Wanderführer, Natur-Erlebnisbegleiter Steillagen, uvm.

So sah der letzte Absatz dieses Textes bis zum 14. Juli 2021 aus:
Jetzt bin ich sesshaft, gut etabliert und fühle mich in Walporzheim an der Ahr wohl. VinoPlan würde gut laufen, wäre da nicht die Corona-Zeit. Mit dem erfolgreichen Abschluss der 22-monatigen Weiterbildung zum German Wine Professional durch das Deutsche Weininstitut gehöre ich zum erlauchten Kreis von nur 18 Kolleg/innen in den D/A/CH-Ländern, die diesen Titel zertifiziert tragen dürfen und über die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Natürlich bleiben mir die Zertifizierung und die Kenntnisse, aber statt des baldigen Durchstartens, das sich durch mehr und mehr Lockerungen und die Entspannung der Lage anzudeuten schien, warf mich die Unwetterkatastrophe in der Nacht von Mittwoch, dem 14. Juli auf Donnerstag, den 15. Juli 2021 nochmals viel weiter zurück.

Tolle Aufträge standen ab August 2021 in den Büchern. Ein Exklusivvertrag für drei Säulen eines Kundenbindungsprogramms einer großen deutschen Hotelkette war vereinbart. Präsentationen während der WeinEntdeckerWochen des DWI im September werden gerade bundesweit vermarktet – oder meine eigenen, offenen Premium-Wein-Wanderungen im Ahrtal und Präsent-Weinproben. Alles exklusiv, hochwertig und fundiert.

Das Ahrtal, einst wild-romantisch von beinahe paradiesischer Schönheit, gleicht nach diesem Ereignis einer kargen Ruinenlandschaft. Mehr als 170 Menschen starben. Die meisten Brücken (über 60 Stück) wurden zerstört, die Bahnlinie von Remagen nach Ahrbrück gibt es nicht mehr, Straßen sind in den Fluten ebenso weggesackt, wie ganze Häuser oder große Teile von Hotels. Geborstene und ausgelaufenen Heizöltanks haben für groflächige Kontamination gesorgt. Die Weinstöcke in den Tallagen müssen rausgerissen und der dortige Boden auf 90cm Tiefe ausgehoben und abgetragen werden.

Der Aufbau einer wieder einladenden touristischen Infrastruktur wird Jahre brauchen.

Der Ahr-Wein und der damit verbundenen Tourismus waren die wirtschaftlichen Standbeine des Ahrtals. Nur vier Winzer sind heil davongekommen, an die 60 Weinbaubetriebe hat es mindestens teilweise, meist sogar vollständig erwischt. Ein Drama.

Ich hatte als einer der besagten 18 German Wine Professionals in den D/A/CH-Ländern auf die Säulen Wein und Tourismus gesetzt und meine Eventagentur VinoPlan® darauf ausgerichtet.

Die Flut hat unser Haus voll getroffen, mein Büro und meine Wohnung sind an der Ahruferstrasse in Walporzheim, nur 500 Meter hinter der engsten Stelle des gesamten Ahrtals, genannt die Bunte Kuh. Die Josephsbrücke, gebaut 1910 nach dem letzten Jahrhunderthochwasser und nur 100 Meter vom Haus entfernt, ist weg.

Das Wasser stand bei uns bis kurz unter der Decke des 1. Stock. Das Erdgeschoss und der 1. Stock waren geflutet und hinterließen eine klebrige, stinkende Schlammmasse von ca. 30 cm in jeder Etage. Das reißende Wasser nahm mit was eben schwamm und das, was noch von meinem Lebenswerk übrig blieb, war Schlamm überzogen. Die wertvolle Fachbuch-Bibliothek über Weine und Natur, hochwertige Weine samt Klimaschrank, Urkunden und Medaillen, das Mobiliar insgesamt… einfach fort, auf Bergen von Schutt und Morast.

Jetzt muss das Haus in diesen Ebenen kernsaniert werden, Fußböden raus, Fliesen und Putz von Decken und Wänden etc.

Drei Kilometer entfernt hatte ich eine Garage als Lager für mein Event-Equipment und Weinvorräte angemietet. Auch die ist völlig geflutet, dass meiste darin nur noch Abfall und Schrott. Wie mehr als 4.000 andere Autos ist auch meins zu einem Totalschaden geworden.

Leider hatte ich für mein Inventar keine Hausratsversicherung mit Einbindung von Elementarschäden. Somit stehe ich heute vor dem absoluten Neuanfang, quasi mit Nichts. Nach so langer Umsatzabstinenz durch Corona nun auch noch dies. Das ist wirtschaftlich definitiv nicht verkraftbar und deshalb bat ich um Spenden.

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