Spiegelau, Spiegelau, auf dem Tisch…

Meine Teilnahme an der Online-Weinverkostung mit Spiegelau-Definition-Gläsern.
Meine Teilnahme an der Online-Weinverkostung mit Spiegelau-Definition-Gläsern.

Welcher Wein schmeckt fantastisch? Als German Wine Professional verfolge ich nicht nur mit Interesse die neuen Weinjahrgänge, sondern auch die sonstige Entwicklung rund um Weinanbau, Weinherstellung und natürlich Verköstigung. So freue ich mich auch über Gelegenheiten selber zeitnah Neuheiten auszuprobieren und hatte dazu am Montag in mehrfacher Hinsicht die Möglichkeit.

Zu den Neuerungen zählen unter anderem Online-Weinproben, wie ich sie selber inzwischen anbiete und auch schon durchgeführt habe, welche mittlerweile natürlich aber auch in der Fachwelt als neuer Weg genutzt werden, um für den Deutschen Wein, und alles was dazugehört, zu werben.

Wie jeder ordentliche, eingetragene Verein, so veranstaltet auch die Sommelier Union Deutschland e. V. einmal jährlich ihre Mitgliederversammlung. Die Berufsorganisation mit inzwischen weit über 1.200 Mitgliedern, vertritt die Interessen der Sommeliers, Weinfachleute etc. Besonders um die Berufsausbildung und die ständige fachliche Berufsweiterbildung ist die Vereinigung bemüht.

Bereits 2020 sollte die Mitgliederversammlung mit dem parallel stattfindenden Campus in Würzburg erfolgen. Super Destination. Wer hat schon eine der besten Weinbergslagen der Republik mit zentralem ICE-Anschluss?

2020 fiel das jährliche Treffen ebenso der Pandemie zum Opfer, wie auch in diesem Jahr. Eine kleine Online-Alternative zu den Campus-Programmen stellt die Präsentation der neuen Weinglasserie Definition von Spiegelau dar. Die Bayerischen Glaswerke haben unter dieser Marke eine Serie aufgelegt, die von mundgeblasenen Gläsern kaum noch zu unterscheiden ist. Definition bringt sehr leichte, dünnwandige Gläser, die den Weinen die richtige Bühne für den optimalen Auftritt bieten. Gemeinsam mit den Würzburger 3d Steinweingütern konnte das sensorische Verhalten der Weine in den unterschiedlichen Gläsern verkostet werden. Eine hochspannende Erfahrung, die rund 45 Sommeliers online erleben durften. Ich war dabei und berichte gerne aus der Praxis.


Wir haben jeden Wein in folgenden Gläsern verkostet: Universal (120 Gramm), Bordeaux (130 Gramm) und Burgunder (130 Gramm). Die Gläser sind spülmaschinenfest und damit auch für die Gastronomie geeignet. Die zu probierenden Weine stammen aus den erwähnten d3 Steinweingütern in Franken:

  • 2020 Würzburger Stein Riesling, VDP.Erste Lage, Juliusspital
    Gewachsen auf Muschelkalk: Primärfrucht, Blutorange, Limette, Zitrus, Flintnote in der Nase; im Mund, am Gaumen hohe Dichte, Textur, Zug, schöne Würzigkeit, wieder der Feuerstein-Ton und die Salzigkeit, nachhaltig.
    Das beste Glas für diesen Wein: Das Universalglas.
  • 2020 Würzburger Stein Weißer Burgunder, VDP.Erste Lage, Staatlicher Hofkeller
    Wieder Muschelkalk. Ausgebaut 20 % in 500-Liter-Tonneausfässern, spontan vergoren und 80 % im Edelstahl. In der Nase Kräutrigkeit, Thymian, Nadelholz und auch grün, grasig, frisch im Mund feurig, leichte Salzigkeit, fruchtbetont mit kräftigem Nachhall.
    Das beste Glas für diesen Wein: Das Bordeauxglas und das Universalglas. Im Burgunderglas wirkt er leicht phenolisch.
  • 2015 Würzburger Stein Silvaner, VDP.Grosses Gewächs, Bürgerspital
    Großes Kino! Der Wein aus der Schatzkammer. Hier zeigt Silvaner einmal mehr, was er kann. Silvaner ist leider völlig zu Unrecht eine verkannte Rebsorte. Der Silvaner harmoniert in vielen Variationen oftmals deutlich besser zum Essen als der hochgepriesene Riesling.
    In der Nase Dörrobst, ätherische Komponenten, Minze, Brennnessel und Distel, Heu. Am Gaumen die Typizität des Vegetabilen. Gemüse, Gewürze, feurig, lang anhaltend, großes Potential. 2015 war es in Franken sehr heiß. Der Wein wurde natürlich im Holz ausgebaut, spontan vergoren und hatte ein langes Holzlager.
    Das beste Glas für diesen Wein: Das Bordeauxglas. Zur Aufnahme der unglaublichen Aromenvielfalt in der Nase eignet sich das Burgunderglas.
  • 2019 Fränkischer Satz, trocken, Juliusspital
    Der Fränkischer Satz ist zunächst einmal nichts anderes als der Gemischte Satz. Dieser uralte Begriff ist jedoch durch den Österreichischen Weinbau geschützt. Die Anlage wurde 1983 vom Juliusspital in der Lage Rödelseer Küchenmeister angepflanzt. Dort haben wir Keuperboden. Die Hauptrebsorten sind 70 % Silvaner, 5 % Riesling und dann eine Vielfalt von Gelber Muskatteller, Nobling, Roter Gutedel usw.
    Ein Wein, der richtig Spaß macht. In der Nase erste eine leichte Buttrigkeit, Banane, Orangencreme, dann Paprika, Würze, Pfeffer. Am Gaumen explodiert es weiter mit gemähter Wiese, Bittertönen, ja, er tapeziert die Schleimhäute. Spontan in Tonneaus á 500 Liter ausgebaut, unfiltriert. Und das Glas?
    Das beste Glas für den Fränkischen Satz ist das Burgunderglas.
  • 2019 Würzburger Stein, Spätburgunder, VDP.Erste Lage, Staatlicher Hofkeller
    Über Franken scheint die Sonne. Auch in 2019 war das der Fall. Der auf Muschelkalk gewachsene Pinot Noir wurde früh gelesen, um eine Leichtigkeit zu ermöglichen. Die Farbe im Glas war Kirschrot. In der Nase Vanille, Waldbeeren und Kirschen. Der Gaumen geprägt von einer lang anhaltenden Frische, Frucht, auch Gerbstoffe, etwas Adstringenz und ein wenig Schokolade. Wir verkosteten eine Tankprobe. Der Wein, spontan vergoren, lag gut 20 Monate im Holz, hier Barrique.
    Das beste Glas ist sowohl das Burgunderglas als auch das Bordeauxglas. Interessante eigene sensorische Wahrnehmung: im Bordeauxglas gefiel mir der Wein besser, er macht dort einen maskulineren, kräftigeren Eindruck. Das Burgunderglas macht ihn runder, öffnet ihn mehr.
  • 2018 Veitshöchheimer Sonnenschein Spätburgunder VDP.Erste Lage, Bürgerspital
    Dieser Spätburgunder macht richtig Spaß. Gewachsen auf einer mittleren Muschelkalklage, im super heißen Jahr 2018. Rubinrot, hell, zeigt er sich als typischer Spätburgunder im Glas. Die Nase bringt erdige Noten, klassische Beerenfrüchte, fruchtbetont. Und dann der Gaumen: ein fruchtig schöner Körper, Volumen, warmes Mundgefühl, ganz feine Adstringenz. Ein gelungener Spätburgunder, offene Maischgärung mit Anteilen von Rappen, spontanvergoren und im Holz ausgebaut. Der Paradewein für das Paradeglas: Burgunder.

An dieser Stelle herzlichen Dank für diese Online-Verkostung an die einladende und veranstaltende Sommelier Union mit Christian Frens, dem Glashersteller Spiegelau, vertreten durch Christian Kraus als Moderator und Richard Voit als Geschäftsführer und natürlich den Vertretern der drei großen VDP-Weingüter Juliusspital, Staatlicher Hofkeller und Bürgerspital.

Das war eine großartige Online-Verkostung und der beste Wochenstart für mich seit langer, langer Zeit.


Transparenzhinweis: Auch wenn es der Industrie, hier Spiegelau, und den Winzern, hier Juliusspital, Bürgerspital und dem Staatlichen Hofkeller, darum geht für ihre Produkte zu werben, und ich darauf hinweisen möchte, dass meine Teilnahme kostenfrei war und ich die Gläser geschenkt bekommen habe – wofür ich in beiden Fällen sehr dankbar bin, so möchte ich dennoch anmerken, dass meine Begeisterung von den Weinen und den Gläsern aufrichtig und auch davon unabhängig ist.